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45°
Interdisziplinäre Rauminstallation
B.A. – Hochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung
07.2019


Eine Dimension zeigt, basierend auf der Wortherkunft – lat. dimensio „das Ausmaß“, zu lat. dimetiri „aus-, vermessen“, – inwiefern der Vorgang oder die Methode des Messens einen Einfluss darauf hat, die Größe und die Relation für die Wahrnehmung in eine verwendbare Ordnung zu bringen. Um dieses Ausmaß zu bestimmen, spielt die Anwendung eines Rasters als geometrische Grundlage eine wesentliche Rolle, das als normatives, zweckmäßiges Netz verstanden werden kann. Die treibende Kraft in dieser Arbeit ist die verbreitete Faszination einer endlosen, menschlichen Suche nach der Definition und Interpretation von der Vorstellung und Entdeckung einer Dimension, ihrer Verfügbarkeit und ihren Eigenschaften.
    Der Begriff der Dimension ist in heutiger Verwendung vielfältig, weitestgehend unbestimmt, flexibel und erstaunlich vage. Wir verstehen darunter die Größenverhältnisse von Objekten im Raum, der dadurch bestimmt wird oder aber die Größenverhältnisse von einem konkreten, ausufernden Thema, das dadurch in der Reichweite bestimmt wird. Er beschreibt Raum und Zeit als dimensionales Fundament an sich, ganz klar definierte physikalische Größen, wie z.b. Länge oder Stromstärke, aber auch gelegentlich andere Kräfte, wie Licht, Klang oder Temperatur. Selbst der digitale ‚Raum‘ und seine undefinierbare, formbare Existenz bezieht eine weitere Form einer Dimension, die eine neue, nahezu platonische Reichweite einführt.    Es handelt sich um Elemente der gegenwärtigen Wirklichkeit, die alle eine Größe stemmen, die nur schwer oder gar nicht zu kontrollieren ist. Selbst wenn diese Elemente ‚kontrolliert‘ sind, basierend auf ihrer Vermessung und anschließenden Einordnung, verlieren sie weder ihre Arbeitsweise, noch ihr Potential, das stets über das Raster, die Vermessung und anschließende Verwendungen hinaus geht.
    Dieses allgemeine, sich umfassend ausdehnende Interesse bringt zahlreiche Ansätze und Interpretationen hervor, die in ihrer Vermischung dazu führen, systematische, geometrische oder mathematische Erweiterungen konkret anzubieten, oder grundsätzlich auf ihnen zu basieren, in die wiederum diverse Möglichkeiten, Potentiale und Zusammenhänge verortet werden, obwohl nichts davon in irgendeiner Form für den Menschen wahrnehmbar werden kann. Die Vorstellung, die Beschaffenheit und das Maß von Form zeigt in der Sammlung der Definitionen, wie versucht wird, Dimensionen zu begreifen.
    Dabei spielt vor allem die Visualisierung gesellschaftlich gesehen eine immer größere Rolle, wenn es darum geht, Inhalt zu begreifen und vermittelt zu bekommen. Damit wird auch die individuelle Interpretation und Verortung in jeglichem Kontext stetig wichtiger, obwohl das Raumverständnis durch steigenden Umgang mit Digitalität und Virtualität immer flacher wird. Die steigende Visualisierung ersetzt zu einem großen Teil eine komplexe Anhäufung von spezifischen Informationen und soll ausschließlich eine komprimierte, jedoch vollständige Abbildung davon sein, anstatt ein eigenes Medium mit eigenem Inhalt zu sein.
    Dieses Projekt vermittelt einen Eindruck, der versucht, exakt auf dieses Sehvermögen selbst aufmerksam zu machen, mit dem wir diese Suche gerne erweitern möchten oder schlichtweg einfacher und distanzverringernd mit ihr aufschließen wollen. Es ist der Versuch, die Wahrnehmung auf sich selbst aufmerksam zu machen, indem der Raum mit seinen Objekten aus der Falle führt, in der wir uns häufig lange Zeit aufhalten, weil sich der Kontakt zur Unmittelbarkeit stark verringert oder ganz verloren geht.
    Die Konzepte sind so komplex, dass sie immer mehr an Isolation gewinnen, in Ambivalenz zur Vereinigung, die sie sich zum Ziel gesetzt haben. Diese Isolation bedeutet, dass sich eine eigene Dimension wie ein unabhängiger, eigenständiger ‚Kosmos‘ öffnet, wenn sich Konzept und Thema in ihrer Fülle schlagartig ausdehnen. Ihr Größenverhältnis gegenüber uns selbst nimmt Überhand und gewinnt an Eigendynamik. Eine Dimension, in der sich die Wahrnehmung angestrengt bemüht und mit sich ringt, weil sie versucht zu verstehen, was wir eigentlich suchen.
    Davon ausgehend ist der zweite Grundsatz die menschliche Wahrnehmung und Vorstellungskraft, die den zahlreichen Theorien zeitlich, bzw. als subjektiver, erfahrener Moment, gerecht werden muss. Sie passt sich an und findet Analogien. Sie zeigt ihre Fähigkeit, mit distanzierten, abstrakten Ansätzen unmittelbar und praktisch umgehen zu wollen. Auf Basis des Raums, seiner definierten Dreidimensionalität und seinen zugehörigen Elementen, bzw. Dimensionen, steht die Vierdimensionalität und alle zugehörigen Aspekte des Verständnisses von Raum, Zeit und Materie, sowie Vermessung, Geometrie, Systematik und den darin enthaltenen Normen zur Diskussion.

 
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