Spätestens mit dem Beginn meines Studiums hat sich mein Interesse an den Dingen, den Objekten bewusst intensiviert. Die Fragestellungen, was ein Objekt ist, wie es interagiert und regiert, wie es sich entzieht und präsentiert und wie im Bezug darauf das Subjekt zu verstehen ist, sind ganz zentrale Themen in meiner allgemeinen Arbeit als Künstler. Eben aus diesem Interesse geht in gleichem Maße die geradezu nüchterne Beobachtung hervor, wie die subjektive, spirituelle, sinnliche Sphäre gewöhnlich und alltäglich behandelt wird, was sich themtisch letztlich im Subjekt-Objekt-Dualismus zusammenfassen lässt.
Mit TSVELF DINGE habe ich eine Marke für meine Manufakturarbeit geschaffen, deren Konzept sowohl ernsthaft als auch humorvoll gelesen werden kann, soll und dazwischen hin und her changiert. Die Dinge sind das, um was es geht: in erster Linie physische (reale) Objekte, die einen bestimmten Zweck erfüllen sollen und müssen. Sie dürfen sich nicht weigern. Mit dem Label it[id]em ist 2019 der Grundsatz entstanden, der bereits auf diese, als auch immaterielle (sinnliche) Objekte – die items – und ihre implizierte Identität im Bezug auf und durch das Subjekt zeigt. Die items, also Dinge, sind zählbar, lassen sich in Listen strukturieren und beziehen eine Position.
itidem ist ein Begriff aus dem Lateinischen, während TSVELF die jiddische Schreibweise für Zwölf ist. Jiddisch ist eine aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangene westgermanische Sprache, die außer der hochdeutschen auch eine hebräisch-aramäische, eine romanische und eine slawische Komponente aufweist und – im Gegensatz zu Latein – bis heute gesprochen und geschrieben wird. Für beide Brandings war mir wichtig, auf englische Begriffe zu verzichten, die mittlerweile zu inflationär verwendet werden. Jiddisch bildet eine interessante sprachlich-kulturelle Brücke, die damit sicherlich beim Großteil der Menschen sowohl einen religiösen, als auch einen politischen Aspekt oder Gedanken erzwingt. Mit einer winzigen, harmlosen sprachlichen Verbindung wird der menschliche Automatismus bedient, in subjektiver Gewohnheit große, massive Gebiete geradezu reaktiv hinzuzufügen.
Die Zahl Zwölf – das Dutzend – addiert zusätzlichen historischen Bedeutungsreichtum. Zuallererst ist die Zwölf gerade – ein mathematisches wie gesellschaftliches Ideal. Neben weiteren Besonderheiten als Zahl ist eines der wichtigsten Gebiete jedoch die Messung der Zeit. Die Einteilung des Jahres in zwölf Monate und zweimal zwölf Stunden ist allgegenwärtig. Hinzu kommen die biblischen zwölf Apostel, die zwölf Stämme Israels, die Verwendung der Zwölf bei Messungen in Zoll und Fuß, die Zwölftonreihe in der Musik, die zwölf Rauhnächte oder die zwölf Tierkreiszeichen, die auch in der heutigen Astrologie abseits von theologisch imprägnierter Vollkommenheit einen spirituell-praktischen Aspekt addieren. Die Zahl Zwölf ist eine Zahl der Sicherheit und Perfektion, bevor mit der Zahl 13 gleichermaßen unbeholfen das Unglück befürchtet wird. In jedem Fall ist die Zwölf allerdings eine Zahl der Orientierung und vor allem eine Zahl, die eine massive, erschlagende Aussage über den menschlichen Geist trifft.
In meinem Projekt 45° habe ich mich mit dem Dimensionsbegriff beschäftigt. In der kurzen Version von TSVELF DINGE – 12D – ist humorvoll angedeutet, das damit sicherlich die harmonischste, geradezu göttliche Dimension der Perfektion zu erwarten ist, während in der durchaus problematischen Esoterik, die hier auch vom Begriff der Spiritualität abzugrenzen ist, auch gerne die Dimensionen gezählt werden, in die aufgestiegen wird. Von der Dreidimensionalität – bzw. geradezu pragmatisch von Raum und Zeit – ausgehend muss hier also noch weit gezählt werden. Ob nun zusätzliche mathematisch-geometrische, esoterische, physikalische, spirituelle oder sonstige Dimensionen, die in ihrer Nische schlüssig erscheinen mögen – sie sind allesamt weder nützlich, noch hilfreich, jedoch vor allem nicht zugänglich und damit vermittlungsunfähig.
Zusammenfassend können die zwölf Dinge als Konzept alles sein, in jedem Fall aber idealistisch, perfekt harmonisch und für das Subjekt zuhanden. Sie bilden als Gruppe ihre eigene Dimension, ihre eigene Sphäre. Es sind irgendwelche Dinge, aber definitiv Dinge und in jedem Fall zwölf an der Zahl. Es lohnt sich festzuhalten: Keine der vorangegangenen Informationen und Ideen sind notwendig – tatsächlich sind sie sogar völlig überflüssig und in gewisser Hinsicht sogar hinderlich. Aber der subjektive Bedarf an schlüssiger, reicher Erklärung ist unwahrscheinlich groß, und er ist ein Spiel. Ein Spiel der Absurditäten. Die hergestellten Bezüge gehen an ihrer eigenen massiven Ernsthaftigkeit in Form von infantiler Irrelevanz zugrunde. Übrig bleiben die Dinge/Objekte, die Menschen/Subjekte und die Freude und Lebendigkeit in ihrer Kommunikation untereinander. Und genau hier ist die Essenz der Diskussion um heutige, geradezu nüchterne (säkulare) Spiritualität ersichtlich.
Mit TSVELF DINGE habe ich eine Marke für meine Manufakturarbeit geschaffen, deren Konzept sowohl ernsthaft als auch humorvoll gelesen werden kann, soll und dazwischen hin und her changiert. Die Dinge sind das, um was es geht: in erster Linie physische (reale) Objekte, die einen bestimmten Zweck erfüllen sollen und müssen. Sie dürfen sich nicht weigern. Mit dem Label it[id]em ist 2019 der Grundsatz entstanden, der bereits auf diese, als auch immaterielle (sinnliche) Objekte – die items – und ihre implizierte Identität im Bezug auf und durch das Subjekt zeigt. Die items, also Dinge, sind zählbar, lassen sich in Listen strukturieren und beziehen eine Position.
itidem ist ein Begriff aus dem Lateinischen, während TSVELF die jiddische Schreibweise für Zwölf ist. Jiddisch ist eine aus dem Mittelhochdeutschen hervorgegangene westgermanische Sprache, die außer der hochdeutschen auch eine hebräisch-aramäische, eine romanische und eine slawische Komponente aufweist und – im Gegensatz zu Latein – bis heute gesprochen und geschrieben wird. Für beide Brandings war mir wichtig, auf englische Begriffe zu verzichten, die mittlerweile zu inflationär verwendet werden. Jiddisch bildet eine interessante sprachlich-kulturelle Brücke, die damit sicherlich beim Großteil der Menschen sowohl einen religiösen, als auch einen politischen Aspekt oder Gedanken erzwingt. Mit einer winzigen, harmlosen sprachlichen Verbindung wird der menschliche Automatismus bedient, in subjektiver Gewohnheit große, massive Gebiete geradezu reaktiv hinzuzufügen.
Die Zahl Zwölf – das Dutzend – addiert zusätzlichen historischen Bedeutungsreichtum. Zuallererst ist die Zwölf gerade – ein mathematisches wie gesellschaftliches Ideal. Neben weiteren Besonderheiten als Zahl ist eines der wichtigsten Gebiete jedoch die Messung der Zeit. Die Einteilung des Jahres in zwölf Monate und zweimal zwölf Stunden ist allgegenwärtig. Hinzu kommen die biblischen zwölf Apostel, die zwölf Stämme Israels, die Verwendung der Zwölf bei Messungen in Zoll und Fuß, die Zwölftonreihe in der Musik, die zwölf Rauhnächte oder die zwölf Tierkreiszeichen, die auch in der heutigen Astrologie abseits von theologisch imprägnierter Vollkommenheit einen spirituell-praktischen Aspekt addieren. Die Zahl Zwölf ist eine Zahl der Sicherheit und Perfektion, bevor mit der Zahl 13 gleichermaßen unbeholfen das Unglück befürchtet wird. In jedem Fall ist die Zwölf allerdings eine Zahl der Orientierung und vor allem eine Zahl, die eine massive, erschlagende Aussage über den menschlichen Geist trifft.
In meinem Projekt 45° habe ich mich mit dem Dimensionsbegriff beschäftigt. In der kurzen Version von TSVELF DINGE – 12D – ist humorvoll angedeutet, das damit sicherlich die harmonischste, geradezu göttliche Dimension der Perfektion zu erwarten ist, während in der durchaus problematischen Esoterik, die hier auch vom Begriff der Spiritualität abzugrenzen ist, auch gerne die Dimensionen gezählt werden, in die aufgestiegen wird. Von der Dreidimensionalität – bzw. geradezu pragmatisch von Raum und Zeit – ausgehend muss hier also noch weit gezählt werden. Ob nun zusätzliche mathematisch-geometrische, esoterische, physikalische, spirituelle oder sonstige Dimensionen, die in ihrer Nische schlüssig erscheinen mögen – sie sind allesamt weder nützlich, noch hilfreich, jedoch vor allem nicht zugänglich und damit vermittlungsunfähig.
Zusammenfassend können die zwölf Dinge als Konzept alles sein, in jedem Fall aber idealistisch, perfekt harmonisch und für das Subjekt zuhanden. Sie bilden als Gruppe ihre eigene Dimension, ihre eigene Sphäre. Es sind irgendwelche Dinge, aber definitiv Dinge und in jedem Fall zwölf an der Zahl. Es lohnt sich festzuhalten: Keine der vorangegangenen Informationen und Ideen sind notwendig – tatsächlich sind sie sogar völlig überflüssig und in gewisser Hinsicht sogar hinderlich. Aber der subjektive Bedarf an schlüssiger, reicher Erklärung ist unwahrscheinlich groß, und er ist ein Spiel. Ein Spiel der Absurditäten. Die hergestellten Bezüge gehen an ihrer eigenen massiven Ernsthaftigkeit in Form von infantiler Irrelevanz zugrunde. Übrig bleiben die Dinge/Objekte, die Menschen/Subjekte und die Freude und Lebendigkeit in ihrer Kommunikation untereinander. Und genau hier ist die Essenz der Diskussion um heutige, geradezu nüchterne (säkulare) Spiritualität ersichtlich.
item (en)
noun [ˈaɪtəm] – adverb [ˈaɪtɛm]
latin ‚itidem’/‚item‘ (adverb): in like manner, likewise, in the same way
latin ‚idem‘ (pronoun): the same (as mentioned - id.)
1. A distinct physical object (usable, touchable)
1.1 „ ... several different items in the store.”
1.2 (by extension) An object, that can be picked up and stored for later use; including virtual objects
1.3 One individual object as a piece of many others, forming another object
2. A line of text having a legal or semantic meaning; a seperate particular in an account
2.1 A thing, unit or entry having a numerical value (countable)
2.2 A word to introduce an object, subject, concept or statement in a list or a collection
2.3 A word to highlight organisation, structure and position; likewise, moreover, also, „one item at a time” (not comparable, particular, individual)
3. A piece of information, detail or note; a matter of discussion in an agenda
3.1 A short article in a newspaper (a news item); a point of view; a detailed description of an element or concept
3.2 A word to describe a sensational topic of gossip
3.3 A hint, an intimation or question
4. Two people having a romantic or sexual relationship
4.1 „They are an item.”
Synonyms
(object): article, object, thing
(seperate particular): point, unit, argument, element
(matter of discussion): subject, topic, concept
(relationship): couple (unit)
noun [ˈaɪtəm] – adverb [ˈaɪtɛm]
latin ‚itidem’/‚item‘ (adverb): in like manner, likewise, in the same way
latin ‚idem‘ (pronoun): the same (as mentioned - id.)
1. A distinct physical object (usable, touchable)
1.1 „ ... several different items in the store.”
1.2 (by extension) An object, that can be picked up and stored for later use; including virtual objects
1.3 One individual object as a piece of many others, forming another object
2. A line of text having a legal or semantic meaning; a seperate particular in an account
2.1 A thing, unit or entry having a numerical value (countable)
2.2 A word to introduce an object, subject, concept or statement in a list or a collection
2.3 A word to highlight organisation, structure and position; likewise, moreover, also, „one item at a time” (not comparable, particular, individual)
3. A piece of information, detail or note; a matter of discussion in an agenda
3.1 A short article in a newspaper (a news item); a point of view; a detailed description of an element or concept
3.2 A word to describe a sensational topic of gossip
3.3 A hint, an intimation or question
4. Two people having a romantic or sexual relationship
4.1 „They are an item.”
Synonyms
(object): article, object, thing
(seperate particular): point, unit, argument, element
(matter of discussion): subject, topic, concept
(relationship): couple (unit)
In der Frühphase
war der Titel des Labels noch simpler: item. Meine Recherchen
führten mich zu einem weiteren lateinischen Adverb, das wie das
lateinische item mit ‚gleichermaßen‘ oder ‚ebenso‘
übersetzt wird: itidem. In beiden Fällen ist der Wortstamm ita (in dieser Weise, derart) und das Suffix -em bzw.
-dem. Allerdings ist im Wort itidem auch der
lateinische Begriff idem sichtbar, der so viel bedeutet wie:
‚derselbe, dieselbe, dasselbe‘. Und schließlich fiel mir der
wesentliche Aspekt für die Entscheidung auf, der sich vor allem
exakt mittig im Wort verbirgt: ID. In der besser sichtbar
gemachten Abtrennung it[id]em beinhaltet es alle Begriffe und Bedeutungen: item, ID (kurz
für Identität, lat. identitas)
und idem.
Das Label gründet im zentralen Interesse an der Komplexität von Identität, Identifikation und Selbst, Ich und Ego. Die Tatsache, dass derart viele Wege im Wesentlichen zu diesem Kern führen, zeigt das Maß an Selbstbezogenheit, das damit verbundene, gesellschaftliche Ideal der Mitte, die Ausweglosigkeit auf der Suche nach absoluter Objektivität, allerdings auch die unmissverständliche, unproblematische und aufrichtige Rolle von Wahrnehmung und Bewusstsein an sich. Die Summe der lateinischen Begrifflichkeiten lässt schnell erkennen, dass es sich bezüglich der Identität – entgegen dem gängigen heutigen Selbstverständnis – um etwas handelt, das gleich ist. Beim Formen der Identität, wie es beim Prozess der Identifizierung mit einer beliebigen Sache (item) schneller offensichtlich wird, geschieht allerdings nichts anderes: Es findet ein Abgleich statt. Der Abgleich ist als eine Verbindung von Vergleich und Besitz zu verstehen.
In der Definition des englischen Begriffs item wird deutlich: Das Prinzip des Abgleichs bezieht sich – abseits vom Übertrag auf uns selbst, also der Identifikation – sowohl auf physische Dinge, die als Element auch zu einem anderen Ding beitragen können, als auch auf nicht physische Dinge, die sich klar abgrenzen und einordnen lassen können und sollen. Es ist also sowohl die Bezeichnung, als auch das sprachliche Werkzeug (word to introduce and highlight organisation), um etwas bezeichnen zu können, ohne es zu beschreiben. Um das tun zu können, muss es verglichen werden und es muss dabei - wenn auch nur vorübergehend, theoretisch oder platonisch - eine Gleichheit existieren.
Das Wort item bezieht sich also auf die Methode, sowohl zu trennen, abzugrenzen und vollständig zu entkoppeln (seperate particular), als auch letztlich wieder zusammenzuführen (unit), um die Möglichkeit zu schaffen, den Wert eines in sich abgeschlossenen, für sich stehenden Etwas zu messen und zu bestimmen. Dieser Prozess des Abgleichens ist weniger emotional, als er rational ist, ganz im Kontrast zur emotionalen Meinung diesbezüglich. Der Abgleich versucht Bausteine zu erstellen, möglichst kleine Teile zu fixieren, also eine Art Differenzierung zu sein, die die Bildung einer allgemein zugänglichen Sammlung zum Ziel hat, in der schlussendlich keine Verallgemeinerung mehr herrscht (to itemize).
Darüber hinaus ist der Abgleich wie bereits erwähnt ein Werkzeug für Besitz und Übertrag. Die Organisation im äußeren Abgleich, sichtbar in der Verwendung des Wortes item, das versucht, durch einen ständigen Wechsel von Spaltung und Fusion ein möglichst umfangreiches Angebot zu erstellen, ist die Basis, aus der nun nach Belieben und Sympathie gewählt und fixiert werden kann. Die Identifikation ist also auch Definition, die bedeutet, die jeweilige Position einnehmen zu können. Das ist nur möglich, da durch die Definition rational verarbeitbares Wissen verfügbar wurde, um zu dieser Überzeugung zu gelangen. Identität ist das Bedürfnis, sich selbst in der Welt integriert zu sehen und die eigene Position zu bestimmen – eine Form von Messung, Organisation und Struktur.
Visuell und konzeptionell gesprochen, ist die Identität – [id] – in der massiven Bedeutungs- und Definitionsspanne begründet und verankert, die das Wort item heute in englischer Sprache hat, und wird zu jeweils 50% davon umspannt. In gleicher Weise grenzen die Klammern sie auch isolierend davon ab, die Identität steht hervorgehoben für sich, allerdings dennoch mittig, wie eine Art Steuerzentrale. Die Mitte ist, kritisch und in allgemeiner Hinsicht ausgedrückt, das problematisch(st)e Ideal, mit dem unsere Wahrnehmung als unweigerlich zentraler Standpunkt (Erste-Person-Perspektive) gekonnt an jeglichem Träger und Material vorbei agiert und dabei ein hohes Maß an Ignoranz perfektioniert hat. Die Mitte ist aber auch der Schnittpunkt und genauso unausweichlich für die Existenz von Rand, wie der Rand unausweichlich ist für die Existenz der Mitte.
Das Wort item im Label umspannt die Identität wie jegliche Mode den Körper, ein tragbares item, das den Körper als zweite Haut umgibt. Wir tragen das Gewicht und nehmen es zu einem sehr großen Anteil als Körperteil wahr – wir identifizieren uns damit. Allerdings nicht nur mit der Kleidung selbst, sondern auch mit der Beschaffenheit und vor allem mit der Marke. Eine Marke ist nichts weiter als eine Markierung, eine Notation, ein Etikett, das bei unmissverständlicher Einordnung hilft und eine mehr oder weniger abstrakte Zugehörigkeit zu einer Gruppe herstellt. Es ist ein Abgleich mit einem nicht physischen item, einer Idee oder einem Ideal, das wiederum als Wort oder Design ein beliebiges Ding als Träger (aus)nutzt, um damit physisch zu werden und in einem solchen Fall sogar unmittelbar tragbar. Damit markieren wir uns auch selbst, notieren und heften uns ab, geben uns ein Etikett, ordnen uns ein und fixieren die eigene Position für uns selbst und die Wirkung nach außen.
Neben den rein praktisch-funktionalen Aspekten von Kleidung, ist sie eine sozial-gesellschaftlich notwendige zweite Haut für den Körper, die wie eine Leinwand ausschließlich als Träger dient, während es für diesen Träger, also den Stoff, einen weiteren Träger gibt. Das Subjekt selbst. Strukturell gesehen ist der Fokus auf Formen, Farben und Motive nicht nur ein Medium für den Ausdruck, – gemeinhin betrachtet als starkes Werkzeug zum Formen von Identität – sondern zugleich auch vielmehr ein Medium, um von dieser Identität abzulenken, sie zu verbergen oder zu schützen. Beiden Fällen geht die Überzeugung voraus, dass dies möglich ist.
Es geht also viel weniger um die Sache selbst und damit nur auf ganz selbstverständlicher, verwaltender Ebene um das Material Stoff, sondern vielmehr um das, was der Stoff letztlich transportiert – die Atmosphäre und Oberfläche. Ein weiterer Aspekt, zusätzlich zu Form, Farbe und Motiv, ist das Volumen, das allerdings kein bewusster Fokus ist, weil es klar durch die Form kontrolliert wird. Die Menge an Stoff wird hingegen völlig automatisch als Erweiterung des Körpers akzeptiert und kann stärkend oder belastend wirken. Das Volumen ist auf gleicher Ebene mit der Selbstverständlichkeit, dass Stoff als Material vorhanden ist.
Wenn die Identifikation also primär mit diesen Idealen stattfindet – der Blick in die Mitte – wird der Stoff als Träger ignoriert. Es ist der neue Rand der Körpers, der dazu dient, in optimierter Präsentation nach Innen zu führen. Es zeigt, wie professionell wir damit versuchen, den Fokus auf den tatsächlichen Träger, das Individuum, zu maximieren. Der Stoff als Träger, der einfach nur seinen Zweck erfüllen soll, unsere Haut zu verbergen, soll sozusagen virtuell in der Wahrnehmung wiederum transparent sein. Das Problem ist, dass diese Herangehensweise jeden Träger ignoriert, also auch die eigene Identität, die wir eigentlich hervorheben wollen. Das gilt sowohl für uns selbst, als auch für andere. Wer sich mittig positioniert, hat kein Interesse an seinen Rändern.
Obwohl wir die Oberfläche bearbeiten und perfektionieren, verschlucken wir sie, worin auch deutlich wird, dass wir Schwierigkeiten haben, die Anwesenheit von Haut oder Rand eben nicht als Träger unserer Identität wahrzunehmen. Gleichzeitig haben wir im Gegenüber nur Interesse an den Rändern anderer, während die gesamte Arbeit daran hinsichtlich des Ausdrucks eigentlich auf die Identität als Mitte zeigen soll. Aus diesem Grund funktioniert die Zugehörigkeit über die fiktive Gruppe einer Marke als Ersatz. Sie hilft als Ablenkung von der Tatsache, dass es offenbar einige schwerwiegende Probleme im grundsätzlichen Verständnis bei der Trennung in Außen und Innen gibt.
Ein ganz wesentlicher Aspekt dieses Projekts ist es, rückkoppelnde Effekte zu erzielen, die ganz grundsätzlich und strukturell darauf aufmerksam machen, wie wir uns selbst begreifen, die Welt der Dinge und Objekte, einschließlich nicht physischer Objekte (object oriented ontology), und welche Elemente davon wir gezielt und unbewusst ausblenden. Es geht in gleichem Maße darum, einen kommerziellen Exkurs dazu zu nutzen, dieses Thema bewusst zu vereinfachen, zu verallgemeinern und ganz klar, banal und drastisch erneut auf eine tragbare Oberfläche zu reduzieren. Darin liegt auch die Kritik bezüglich der Identifikation, die sich letztlich auch auf simplen Konsum zurückgeworfen sehen muss, wenn sich die Frage stellt, in welcher Weise eine Identität tatsächlich stabil, unabhängig und substanziell ist, wenn der Abgleich – mit welchen items auch immer (siehe Definition oben) – mehr eine Ablenkung und ein Ersatz ist, wie ein schlecht behandelter Mantel, anstatt ein konstant reflektierter Zustand oder Ablauf, den man weder überbewerten, noch ablehnen muss.
Das Label gründet im zentralen Interesse an der Komplexität von Identität, Identifikation und Selbst, Ich und Ego. Die Tatsache, dass derart viele Wege im Wesentlichen zu diesem Kern führen, zeigt das Maß an Selbstbezogenheit, das damit verbundene, gesellschaftliche Ideal der Mitte, die Ausweglosigkeit auf der Suche nach absoluter Objektivität, allerdings auch die unmissverständliche, unproblematische und aufrichtige Rolle von Wahrnehmung und Bewusstsein an sich. Die Summe der lateinischen Begrifflichkeiten lässt schnell erkennen, dass es sich bezüglich der Identität – entgegen dem gängigen heutigen Selbstverständnis – um etwas handelt, das gleich ist. Beim Formen der Identität, wie es beim Prozess der Identifizierung mit einer beliebigen Sache (item) schneller offensichtlich wird, geschieht allerdings nichts anderes: Es findet ein Abgleich statt. Der Abgleich ist als eine Verbindung von Vergleich und Besitz zu verstehen.
In der Definition des englischen Begriffs item wird deutlich: Das Prinzip des Abgleichs bezieht sich – abseits vom Übertrag auf uns selbst, also der Identifikation – sowohl auf physische Dinge, die als Element auch zu einem anderen Ding beitragen können, als auch auf nicht physische Dinge, die sich klar abgrenzen und einordnen lassen können und sollen. Es ist also sowohl die Bezeichnung, als auch das sprachliche Werkzeug (word to introduce and highlight organisation), um etwas bezeichnen zu können, ohne es zu beschreiben. Um das tun zu können, muss es verglichen werden und es muss dabei - wenn auch nur vorübergehend, theoretisch oder platonisch - eine Gleichheit existieren.
Das Wort item bezieht sich also auf die Methode, sowohl zu trennen, abzugrenzen und vollständig zu entkoppeln (seperate particular), als auch letztlich wieder zusammenzuführen (unit), um die Möglichkeit zu schaffen, den Wert eines in sich abgeschlossenen, für sich stehenden Etwas zu messen und zu bestimmen. Dieser Prozess des Abgleichens ist weniger emotional, als er rational ist, ganz im Kontrast zur emotionalen Meinung diesbezüglich. Der Abgleich versucht Bausteine zu erstellen, möglichst kleine Teile zu fixieren, also eine Art Differenzierung zu sein, die die Bildung einer allgemein zugänglichen Sammlung zum Ziel hat, in der schlussendlich keine Verallgemeinerung mehr herrscht (to itemize).
Darüber hinaus ist der Abgleich wie bereits erwähnt ein Werkzeug für Besitz und Übertrag. Die Organisation im äußeren Abgleich, sichtbar in der Verwendung des Wortes item, das versucht, durch einen ständigen Wechsel von Spaltung und Fusion ein möglichst umfangreiches Angebot zu erstellen, ist die Basis, aus der nun nach Belieben und Sympathie gewählt und fixiert werden kann. Die Identifikation ist also auch Definition, die bedeutet, die jeweilige Position einnehmen zu können. Das ist nur möglich, da durch die Definition rational verarbeitbares Wissen verfügbar wurde, um zu dieser Überzeugung zu gelangen. Identität ist das Bedürfnis, sich selbst in der Welt integriert zu sehen und die eigene Position zu bestimmen – eine Form von Messung, Organisation und Struktur.
Visuell und konzeptionell gesprochen, ist die Identität – [id] – in der massiven Bedeutungs- und Definitionsspanne begründet und verankert, die das Wort item heute in englischer Sprache hat, und wird zu jeweils 50% davon umspannt. In gleicher Weise grenzen die Klammern sie auch isolierend davon ab, die Identität steht hervorgehoben für sich, allerdings dennoch mittig, wie eine Art Steuerzentrale. Die Mitte ist, kritisch und in allgemeiner Hinsicht ausgedrückt, das problematisch(st)e Ideal, mit dem unsere Wahrnehmung als unweigerlich zentraler Standpunkt (Erste-Person-Perspektive) gekonnt an jeglichem Träger und Material vorbei agiert und dabei ein hohes Maß an Ignoranz perfektioniert hat. Die Mitte ist aber auch der Schnittpunkt und genauso unausweichlich für die Existenz von Rand, wie der Rand unausweichlich ist für die Existenz der Mitte.
Das Wort item im Label umspannt die Identität wie jegliche Mode den Körper, ein tragbares item, das den Körper als zweite Haut umgibt. Wir tragen das Gewicht und nehmen es zu einem sehr großen Anteil als Körperteil wahr – wir identifizieren uns damit. Allerdings nicht nur mit der Kleidung selbst, sondern auch mit der Beschaffenheit und vor allem mit der Marke. Eine Marke ist nichts weiter als eine Markierung, eine Notation, ein Etikett, das bei unmissverständlicher Einordnung hilft und eine mehr oder weniger abstrakte Zugehörigkeit zu einer Gruppe herstellt. Es ist ein Abgleich mit einem nicht physischen item, einer Idee oder einem Ideal, das wiederum als Wort oder Design ein beliebiges Ding als Träger (aus)nutzt, um damit physisch zu werden und in einem solchen Fall sogar unmittelbar tragbar. Damit markieren wir uns auch selbst, notieren und heften uns ab, geben uns ein Etikett, ordnen uns ein und fixieren die eigene Position für uns selbst und die Wirkung nach außen.
Neben den rein praktisch-funktionalen Aspekten von Kleidung, ist sie eine sozial-gesellschaftlich notwendige zweite Haut für den Körper, die wie eine Leinwand ausschließlich als Träger dient, während es für diesen Träger, also den Stoff, einen weiteren Träger gibt. Das Subjekt selbst. Strukturell gesehen ist der Fokus auf Formen, Farben und Motive nicht nur ein Medium für den Ausdruck, – gemeinhin betrachtet als starkes Werkzeug zum Formen von Identität – sondern zugleich auch vielmehr ein Medium, um von dieser Identität abzulenken, sie zu verbergen oder zu schützen. Beiden Fällen geht die Überzeugung voraus, dass dies möglich ist.
Es geht also viel weniger um die Sache selbst und damit nur auf ganz selbstverständlicher, verwaltender Ebene um das Material Stoff, sondern vielmehr um das, was der Stoff letztlich transportiert – die Atmosphäre und Oberfläche. Ein weiterer Aspekt, zusätzlich zu Form, Farbe und Motiv, ist das Volumen, das allerdings kein bewusster Fokus ist, weil es klar durch die Form kontrolliert wird. Die Menge an Stoff wird hingegen völlig automatisch als Erweiterung des Körpers akzeptiert und kann stärkend oder belastend wirken. Das Volumen ist auf gleicher Ebene mit der Selbstverständlichkeit, dass Stoff als Material vorhanden ist.
Wenn die Identifikation also primär mit diesen Idealen stattfindet – der Blick in die Mitte – wird der Stoff als Träger ignoriert. Es ist der neue Rand der Körpers, der dazu dient, in optimierter Präsentation nach Innen zu führen. Es zeigt, wie professionell wir damit versuchen, den Fokus auf den tatsächlichen Träger, das Individuum, zu maximieren. Der Stoff als Träger, der einfach nur seinen Zweck erfüllen soll, unsere Haut zu verbergen, soll sozusagen virtuell in der Wahrnehmung wiederum transparent sein. Das Problem ist, dass diese Herangehensweise jeden Träger ignoriert, also auch die eigene Identität, die wir eigentlich hervorheben wollen. Das gilt sowohl für uns selbst, als auch für andere. Wer sich mittig positioniert, hat kein Interesse an seinen Rändern.
Obwohl wir die Oberfläche bearbeiten und perfektionieren, verschlucken wir sie, worin auch deutlich wird, dass wir Schwierigkeiten haben, die Anwesenheit von Haut oder Rand eben nicht als Träger unserer Identität wahrzunehmen. Gleichzeitig haben wir im Gegenüber nur Interesse an den Rändern anderer, während die gesamte Arbeit daran hinsichtlich des Ausdrucks eigentlich auf die Identität als Mitte zeigen soll. Aus diesem Grund funktioniert die Zugehörigkeit über die fiktive Gruppe einer Marke als Ersatz. Sie hilft als Ablenkung von der Tatsache, dass es offenbar einige schwerwiegende Probleme im grundsätzlichen Verständnis bei der Trennung in Außen und Innen gibt.
Ein ganz wesentlicher Aspekt dieses Projekts ist es, rückkoppelnde Effekte zu erzielen, die ganz grundsätzlich und strukturell darauf aufmerksam machen, wie wir uns selbst begreifen, die Welt der Dinge und Objekte, einschließlich nicht physischer Objekte (object oriented ontology), und welche Elemente davon wir gezielt und unbewusst ausblenden. Es geht in gleichem Maße darum, einen kommerziellen Exkurs dazu zu nutzen, dieses Thema bewusst zu vereinfachen, zu verallgemeinern und ganz klar, banal und drastisch erneut auf eine tragbare Oberfläche zu reduzieren. Darin liegt auch die Kritik bezüglich der Identifikation, die sich letztlich auch auf simplen Konsum zurückgeworfen sehen muss, wenn sich die Frage stellt, in welcher Weise eine Identität tatsächlich stabil, unabhängig und substanziell ist, wenn der Abgleich – mit welchen items auch immer (siehe Definition oben) – mehr eine Ablenkung und ein Ersatz ist, wie ein schlecht behandelter Mantel, anstatt ein konstant reflektierter Zustand oder Ablauf, den man weder überbewerten, noch ablehnen muss.
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Sebastian Diehl
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